Aufgesammelt.
Ich bin keine Sammlerin. Sammeln erscheint mir nutzlos. Man häuft Dinge gleicher Art an, allein nur dafür, um sie zu besitzen, also in der Regel eben ohne Nutzwert. So etwas macht mich nervös.
By JETTE
Für mich ist im Grunde alles, was im Alltag keine Verwendung findet, eigentlich über. Kunst mal ausgenommen. Gemeint ist auch nicht die winzige 70er-Jahre-Vase, in die man sich spontan verliebt, die ab und zu eine einzelne Blüte beherbergt und ansonsten auch Kraft ihrer eigenen Schönheit der täglichen Freude dient. Was ich meine ist das Vollmüllen mit Dingen, die einem den Raum nehmen und den Blick verstellen, im realen Leben wie im übertragenen Sinne. Sammeln um des Sammelns willen, horten mit Ansage, sozusagen.
Die »Freundliche Übernahme« im Marta Herford war darum für mich ein klein bisschen wie in den Zoo gehen, also: Eintritt zahlen, davor stehen, staunen…
Angefüllt mit vielfältiger Kunst und den skurrilsten Dingen beherbergten die großzügigen Gehry-Galerien die sehr persönlichen Sammlungen von sieben Künstlerinnen und Künstlern, über Jahre zusammen getragen, sei’s aus Leidenschaft oder zur eigenen Inspiration. Ein ungewöhnliches Konzept, eine Ausstellung voller Spannung und Witz, zum Wundern, Lachen, Diskutieren, Sinnieren. Und ja, sich Wohlfühlen. Faszinierend und inspirierend zugleich.
Das Foto zeigt einen Ausschnitt von mehreren großformatigen Bogen, vollgeschrieben mit Namen, Zahlen, Gedankenfetzen. Vermutlich von links oben nach rechts unten genutzt, abgearbeitet, erledigt. Und aufbewahrt. Wandfüllend aufgehängt repräsentieren die Bogen mehr als eindeutig die Sinnlosigkeit des Sammelns. Gleichzeitig illustrieren sie Kunst auf das Schönste.
Man mag davor stehen und sich fragen: Warum bewahrt das jemand auf? Und warum bloß hängt ein Museum es auch noch an die Wand? Die Wahrheit ist aber auch: Diese Installation wirkt, als Ganzes und im Detail. Sie macht neugierig, man tritt heran, beschäftigt sich damit. – Ich habe das Gekritzel dann mal fotografiert. Und spätestens so zu Kunst erklärt.
I don’t collect systematically. I fall in love with works of art quite spontaneously.
Katharina Grosse
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